Fachkräftemangel im Legal-Bereich – Realität oder Mythos?

Andre Mauer
May 6, 2025

Der juristische Arbeitsmarkt verändert sich rasant. Während sich viele Kanzleien und Unternehmen in einem „War for Talents“ wähnen, fragen sich andere, ob der angebliche Mangel an Jurist:innen tatsächlich real ist – oder schlicht ein Resultat überhöhter Erwartungen. Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen zeigt: Der Fachkräftemangel im Legal-Bereich ist keine Übertreibung, sondern eine strukturelle Herausforderung, die sich weiter zuspitzen wird.

1. Weniger Absolvent:innen, mehr Ruhestände

Die Zahl der erfolgreichen Absolvent:innen des zweiten Staatsexamens ist insbesondere nach 2001 kontinuierlich gesunken. Während 2001 noch rund 10.700 Kandidat:innen bestanden, waren es 2022 nur noch etwa 8.400 (drb.de). Ein Hoffnungsschimmer: Seit 2017 scheint sich die Zahl wieder leicht zu stabilisieren.

Gleichzeitig steht eine Pensionierungswelle bevor: Bis 2030 könnten rund 40 % der Jurist:innen im öffentlichen Dienst ausscheiden – darunter mehr als 10.000 Richter:innen und Staatsanwält:innen (vdz.org). Diese Lücke wird der juristische Nachwuchs kaum schließen können.


Zeitreihe erfolgreiche Absolventen 2. Staatsexamen

2. Die Branche spürt den Druck

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass rund zwei Drittel der juristischen Arbeitgeber den Mangel an qualifizierten Kandidat:innen bereits deutlich spüren. Besonders betroffen: kleine und mittlere Kanzleien (KMU), die im Wettbewerb mit Großkanzleien oder Konzernen oft das Nachsehen haben. Auch auf administrativer Ebene, etwa bei Rechtsanwaltsfachangestellten, ist der Bedarf größer als das Angebot (speechlive.com).

3. Großstädte besonders betroffen

Die Nachfrage ist regional unterschiedlich verteilt. In Metropolen wie Frankfurt, München oder Berlin werden besonders viele Jurist:innen gesucht. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden dort die meisten neuen Stellen im juristischen Bereich ausgeschrieben (businessinsider.de).

4. Gehälter steigen – der Markt spricht

Ein zuverlässiger Indikator für einen Mangel an Fachkräften sind steigende Gehälter. So stiegen die Vergütungen für Legal Counsel und spezialisierte Jurist:innen in Unternehmen laut einer aktuellen Marktanalyse um bis zu 30 % – ein klares Signal, dass die Nachfrage die Verfügbarkeit deutlich übersteigt (robertwalters.de).

5. Nachwuchsförderung: Fehlanzeige in manchen Bundesländern

Trotz des offensichtlichen Bedarfs kürzen einige Bundesländer sogar Ausbildungsplätze. In Nordrhein-Westfalen etwa plant ein Sparprogramm, 20 % der Referendar:innenstellen zu streichen – ein Schritt, der langfristig zu noch mehr Engpässen führen dürfte (diruj.net).

Fazit: Der Mangel ist real – und fordert neue Strategien

Der juristische Fachkräftemangel ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine strukturelle Entwicklung, die sich durch demografische Faktoren, Nachwuchsprobleme und steigende Anforderungen verschärft. Für Kanzleien und Unternehmen bedeutet das: Recruiting-Strategien müssen neu gedacht werden. Wer auch in Zukunft Talente gewinnen will, muss gezielt auf die Bedürfnisse der nächsten Jurist:innen-Generation eingehen – mit flexiblen Arbeitsmodellen, klarer Positionierung und modernen Karrieremodellen.

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